Kunsttherapie

Kunsttherapie ist die psychotherapeutische Anwendung und Erfahrung von Kunst. Sie basiert auf der Erkenntnis, daß jeder Mensch die Fähigkeit besitzt, bewusste und unbewusste Gefühle zu visualisieren. Unverarbeitete Konflikte, Erfahrungen, Gefühle, Fantasien, belastende oder traumatische Erlebnisse sind durch Worte allein oft nicht erklärbar oder erscheinen unaussprechlich. Der kunsttherapeutische Rahmen bieten einen sicheren Raum, um inneren Bildern Ausdruck zu verleihen und die Erfahrungen über neu Entstandenes zu teilen und sich darüber auszutauschen. Die Kunsttherapie fördert Selbstwahrnehmung, selbstbestimmtes Handeln und die Beziehungsfähigkeit gegenüber sich selbst und in sozialen Kontexten. In der kunsttherapeutischen Arbeit stehen Patient:In, Therapeut:In und Kunstwerk in wechselseitiger Beziehung, um neue Zusammenhänge und Perspektiven zu entdecken, sie im Prozess zu transformieren und selbstwirksam in das Leben zu integrieren.

  • Ich vertrete einen psychodynamischen und mentalisierungsbasierten Ansatz in der Kunsttherapie. Die Kunsttherapie entwickelte sich in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts in den USA und England durch Margaret Naumburg und Edith Kramer vor dem Hintergrund der Psychoanalyse. Relevanter als die Analyse des bewussten und unbewussten Ausdrucks in den künstlerischen Arbeiten erscheint mir die Qualität des therapeutischen Prozesses, der persönliche Übergangsphasen und Veränderungspotentiale. So geht es oft weniger um: Was bedeutet mein Bild ? als um die Frage: in welcher Beziehung stehe ich zum Gemalten und wie kann ich dies im therapeutischen Prozess weiter bearbeiten? Um spielerisch und mit Neugier mit dem eigenen Veränderungsprozess umzugehen, bedarf es einer sicheren und vertrauensvollen therapeutischen Beziehung als Basis.

    In meiner Praxis stehen verschiedene Materialien wie Gouache und Acrylfarben, verschiedene Aquarellfarben, Pastell- und Ölkreiden sowie Tonmassen zur Verfügung. Tonarbeiten können vor Ort in der Praxis gebrannt und glasiert werden.

    Kunsttherapie kann in besonderen Lebenssituationen wirksam sein wie zum Beispiel: in Krisen und Phasen der Neuorientierung, beim Wunsch nach Weiterentwicklung der Persönlichkeit, bei der Verarbeitung von Trauer und Verlusterfahrungen, bei der Bearbeitung von Familien- und Partnerschaftskonflikten oder als visuelle Selbsterfahrung. Sie dient außerdem zu Behandlung bei psychiatrischen und psychosomatischen Symptomen und Diagnosen wie zum Beispiel: Ängsten und Zwängen, Depressiven Episoden, Anpassungsstörungen, Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und komplexen Traumafolgestörungen, Erschöpfungszuständen, Essstörungen, Schmerzstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Bindungsstörungen, Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) im Erwachsenenalter, Entwicklungsstörungen und emotionalen Störungen bei Kindern und Jugendlichen und Störungen des Sozialverhaltens bei Kindern und Jugendlichen.

    Kunsttherapie findet im Einzel- oder Gruppensetting statt mit Erwachsenen, jungen Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern, auch Elterntermine oder Paartermine sind möglich. Auf Wunsch findet die Kunsttherapie in englischer oder französischer Sprache statt und ist nach Absprache auch als Onlineangebot und auch als aufsuchendes Angebot buchbar.

Mentalisierung

Mentalisieren ist eine imaginative menschliche Fähigkeit und Aktivität, sich psychische Gründe für Verhalten vorstellen und interpretieren zu können. Wenn wir mentalisieren, dann sind wir neugierig, was hinter dem Verhalten von uns selbst und anderen steckt. Das könnten beispielsweise Wünsche, Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse, Sehnsüchte oder Einstellungen sein.

Mentalisieren wird in affektiv bedeutsamen Beziehungen erlernt. Sie ermöglicht das soziale Miteinander und dient als zwischenmenschliche Interpretationsfunktion. Ist die Mentalisierungsfähigkeit wenig ausgebildet, weil zum Beispiel unsichere oder ambivalente Bindungsbeziehungen prägend waren, wird sie schnell durch automatische Annahmen ersetzt (z.B. die Annahme: Der Nachbar im Bus sieht mich so kritisch an, bestimmt, weil er mich nicht mag).

Bei psychischen Erkrankungen kann das effektive Mentalisieren besonders schwer fallen, da der Aufbau von Vertrauen unmöglich erscheint oder aufgrund von traumatisierenden Ereignissen gestört ist. Im Rahmen einer mentalisierungsbasierten Therapie kann dieses Vertrauen innerhalb der therapeutischen Beziehung aufgebaut und gestärkt werden.

  • Das Konzept der Mentalisierung wurde Anfang der 90er Jahre von den britischen Psychoanalytikern Peter Fonagy und Mary Target entwickelt. Das Konzept ist psychoanalytisch verankert und verbindet moderne Therapieansätze vor dem Hintergrund der Bindungstheorie und der empirischen Entwicklungswissenschaften.

    Es ist sinnvoll die Mentalisierung zu fördern, wenn basale positive Bindungserfahrungen nicht erlernt oder erlebt wurden. Die MBT vereint verschiedene Aspekte erfolgreicher Therapien (beispielsweise psychodynamische und systemische Ansätze). Auf der Basis eines empathisch getragenen sicheren Arbeitsbündnisses werden Gefühle, Gedanken, Wünsche zwischen Therapeut:in und Patient:in zum Arbeitsfeld der Therapie. Das Ziel der MBT ist die Erhaltung und Förderung der Mentalisierungsfähigkeit. Alle MBT-Behandlungen folgen störungsübergreifend dem folgenden Schema: Diagnostik (inkl. der Erfassung von Mentalisierungsfähigheiten), Risikoeinschätzung und Erstellen eines Krisenplans, Erstellung einer Fokusvereinbarung und Psychoedukation. Sie findet in Gruppen- und Einzelsettings statt.

  • Die mentalisierungsbasierte Kunsttherapie verbindet die Grundlagen der psychodynamisch orientierten Kunsttherapie mit den zentralen Elementen des Konzeptes der MBT. Die Bearbeitung psychischer Konflikte und belastender Themen innerhalb der Beziehungstriade Kunstwerk, Patient:In, Therapeut:In ist ein zentraler Bestandteil der psychodynamischen Kunsttherapie. Das Erschaffen von Kunst ist per se eine mentalisierende Leistung, denn häufig sind im Bild oder Werk nichtmentalisierte Gefühle bereits abgebildet. Innerhalb der triadischen therapeutischen Beziehung können auf der Basis der einer Nicht-Wissenden-Haltung und zugewandten Neugier Gefühle neu dargestellt und in Beziehung gesetzt werden. Im Kunstwerk selbst entsteht dabei ein bedeutsames Gegenüber, das in den Prozess der Veränderung Entwicklung und Stabilisierung positiv Einfluss nehmen kann. Das Schaffen der Werke ist dabei ebenso bedeutsam wie das Teilen und gemeinsame Besprechen der künstlerischen Arbeiten.

Über mich

Mein Name ist Anette Kuhn, geboren und aufgewachsen bin ich in Frankfurt am Main. Seit 1995 lebe ich mit meiner Familie in Berlin. Durch mein Studium der Kunstgeschichte und Kulturwissenschaft und der Ausbildung zur Bildhauerin habe ich mich seit meiner Jugend intensiv mit bildender Kunst beschäftigt. Im Studium der Kunsttherapie habe ich den therapeutischen Wert der Kunst als Ausdruck der Psyche weiter fokussiert. In der Mentalisierungsbasierten Therapie (MBT) sowie in der Kunsttherapie liegt mein Schwerpunkt in der therapeutischen Beziehungsarbeit, die ich zugewandt, respektvoll und würdeorientiert zu gestalten versuche. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die traumasensible Therapie (u.a. PITT). Ich arbeite zusätzlich in einer Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Berlin und als Lehrsupervisorin an der Kunsthochschule Berlin Weissenssee. Außerdem befinde ich mich in regelmässiger Weiterbildung, Supervision und Mitwirkung in den Fachverbänden.

  • Kunstgeschichte / Kulturwissenschaft ( Studium MA, HU zu Berlin)

    Holzbildhauerin (Lehre)

    Kunsttherapeutin (Studium MA, Kunsthochschule Weissensee)

    Mentalisierungsbasierte Kunsttherapie (MBT-D-A-CH Zertifizierung)

    Psychodynamisch imaginative Traumatherapie nach Luise Reddemann, PITT ( Zertifizierung)

  • Kuhn, A., Geschützter Raum und sicherer Ort, Kunsttherapie im Frauenhaus
    in: Kunst und Therapie 1/2023
    Claus Richter Verlag

    Kuhn, A., Beziehung statt Isolation - Mentalisierungsbasierte Kunsttherapie bei Trauma
    in: Vortag Klinikum Neukölln 2022

    Kuhn, A., Brücken bauen und in Beziehung gehen (Interview)
    in: Kunsttherapie: Tätigkeitsfelder und Anwendungsformen 2022
    DFKGT

    Kuhn, A., Komorbidität von Depression und Abhängigkeit - Kunsttherapie mit einem 58-jährigen Patienten in einer psychiatrischen Klinik
    2020 Berlin

Kosten

Ihre Behandlungsziele, der Rahmen und Fokus der Behandlung und die Kosten der Behandlung besprechen wir im persönlichen Kontakt. Kunsttherapie ist keine Kassenleistung. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Bezuschussung für Psychotheraie und Kunsttherapie. Einige Krankenkassen erstatten einen Teil der Kosten für die Kunsttherapie oder sie übernehmen die Kosten, falls die Patientin oder der Patient nachweisen können, dass die bisherige Suche nach einer kassenärztlich zugelassenen Psychotherapie erfolglos war (SGBV, §13, Absatz 3). Es gibt weiterhin die Möglichkeit das persönliche Budget für Kunsttherapie zu verwenden (SGB 9, §17). Ebenso bestehen für bestimmte Altersgruppen oder für besondere Störungsbilder ( z.B. posttraumatische Belastungsstörungen, komplexe Traumafolgestörungen) ebenfalls Möglichkeiten der Bezuschussung. Sprechen Sie mich dazu gerne an. Ich freue mich über Ihre Kontaktaufnahme.